Urk, 29. November 2003

Wieder ein Lauf in den Niederlanden. Dieses Mal sogar etwas typisches niederländisches: ein Lauf auf ehemaligem Meeresboden!

Die Vorgeschichte: Im Norden der Niederlande gab es ein riesiges Binnenmeer, die „Zuiderzee“. Durch das Schliessen der direkten Verbindung zur Nordsee (durch einen Abschlussdeich von ca. 30 km), wurde aus dem Binnenmeer ein See, das „Ijselmeer“. Bemerkung: Das niederländische Wort für deutsch „Meer“ ist „Zee", und das Deutsche „See“ wird auf niederländisch mit „Zee“ übersetzt. Im so entstandenen Binnensee wurden grosse Polder angelegt, in dem riesige Ringdeiche angelegt wurden und das umschlossene Wasser herausgepumpt wurde. Auf das so gewonnenen Land wurden nebst grossen Bauernbetrieben und Dörfern auch Städte gebaut. Bei einer der ältesten Polder, der Nordost-Polder, sind zwei ehemalige Inseln – Urk und Schofftland – „eingefangen" worden. Beide seit eh und je besiedelten Fischerinseln, sind heute gern besuchte Touristenattraktionen, Schofftland ist sogar, durch die vielen archäologischen Fundorte und einem entsprechendem Museum, ein bedeutendes Kulturgut.

Nun zurück zum Marathon: Dieser geht von eben dieser Urk via Schofftland nach Zwolle. Der Lauf geht also über den ehemaligen Meeresboden zwischen den früheren Inseln Urk und Schoftland und dann weiter über den alten Meeresboden zur Stadt Zwolle, die sich immer auf dem Festland befand. Die Gegebenheit, dass man auf dem Meeresboden läuft wird einem klar, wenn man während dem Lauf die Schiffe über!! dem Horizont, ausserhalb der Ringdeich vorbei fahren sieht!

Die Anreise mit dem Zug Tilburg-Zwolle dauerte zwei Stunden. Die Besammlung war auf einem Sportplatz, wo auch die Ankunft war. Da der Lauf eine mehr oder weniger gerade Strecke ist, wurden die ca. 150 Läufer mit Bussen zum Start in Urk gebracht. Da es ziemlich kalt war, versuchten sich alle in einer Tankstation warm zuhalten. Die Dichte an Läufern in dem Gebäude war an sich schon rekordverdächtig. Der Start war dann um 11:00 Uhr. Es war kalt, bitter kalt. Die Strassen in Polder sind als gerade Striche auf einem Zeichenbrett entstanden und die Gegend ist flach wie ein Billardtisch, kein schützender Wald. Erst nach eine Weile hat man sich warmgelaufen. Da es keine anderen Läufer mit meinem bescheidenen Tempo gab, bin ich fast die ganze Strecke allein Gelaufen, was mich nicht gestört hat. Die endlos erscheinenden Streckenteile haben mich schon immer fasziniert und sind ein gutes Training für den Geist.

Die Versorgung war ausgezeichnet, alle 5 km gab es Getränke und Essen. Die Helfer taten mir so richtig leid, dass die nicht eingefroren waren hat mich erstaunt. Auf der Strecke gab es zwei Brücken. Eine wurde vor meiner Nase geöffnet sodass ich ca. 5 Minuten warten musste, ist mir auch noch nie passiert. Es war interessant, dass die Route über die ehemalige Insel Schofftland ging. Man merkte, dass es „hinauf“ ging (ca. 5-10 m.). Dann kam man vorbei an einigen Monumenten (u.A. dem Fundament eines Leuchtturms) auf einem Pfad, der der früheren Küstelinie folgte.

Ich hatte ein gutes Gefühl und konnte die ganze Strecke ohne Gehpausen in einem gleichmässigen Tempo zurücklegen (Zwischenzeiten: 00:59:03, 01:00:41, 01:04:46, 01:02:54, 13:20, Gesamtresultat 04:20:44). Ich hatte wieder mal das Gefühl, dass ich bei niedrigen Temperaturen wesentlich besser laufe als wenn es warm ist, solange es nur nicht regnet!

Es hat mich gefreut einige Bekannte begrüssen zu können: Theo und Vincent aus der Gegend von Eindhoven in Brabant und weiter einige bekannte Gesichter aus dem Norden der Niederlanden. Leider war Ben Mol, mit 410+ Marathons, der niederländische Rekordhalter in der Anzahl Läufe, nicht in Urk. Wir haben das gleiche Tempo und haben bereits einige Läufe zusammen absolviert.

Das Ziel war auf dem bereits erwähnten Sportplatz in Zwolle. Als Erinnerung gab es ein Frotteetuch mit dem aufgestickten Text „Zuiderzeemarathon“. Mal etwas anderes. Nach der Ankunft gab es sofort eine warme Dusche und danach fuhr ich wieder im Zug zurück nach Tilburg. Ein schöner Lauf. Falls es sich ergibt, komme ich bestimmt noch mal zurück.

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