Nieuwpoort, 10. September 2000

Wieder mal etwas weiter weg, nach Belgien diesmal. Für einen Niederländer etwas Besonderes, sind doch die braven Belgier für uns das was die Oestereicher für die Schweizer sind. Hin und zurück gibt es ziemlich viele Witze. Seit der Unabhängigkeit von Belgien (ca. 1815), gibt es eine Hass-Liebe-Beziehung. Als Brabanter stehe ich den Flamen (niederländisch sprechende Belgier) trotzdem sehr nahe.

Wir waren mit dem Auto bereits einen Tag früher nach der belgischen Küste gereist.
Das Wetter spielte nicht mit, es regnete. Der Küstestreifen ist vollgebaut. Es gibt das eine Apartmenthaus neben dem Andern. Wir fanden ein Hotel in Nieuwpoort.


Ziemlich rasch war uns klar, dass wir in einer Gegend gelandet waren wo Vegetarismus ein Fremdwort ist. Sogar das chinesische Restaurant, im Normalfall eine sichere Rettungsmöglichkeit hatte keine Gerichte ohne Fleisch. Zum Schluss fanden wir ein Thai-Restaurant mit einigen vegetarischen Gerichten (das Restaurant war halt erst vor kurzer Zeit geöffnet worden).

Am Nachmittag gingen wir auf der Suche nach dem Start der in einem kleinen Vorort von Nieuwpoort war. Im Nachhinein eine sehr gute Idee weil es am andern Tag soviel Nebel gab, dass man keine Hand vor Augen sah. Ohne den Besuch am Vortag, hätten wir den Start am Lauftag wahrscheinlich nicht gefunden. Der Start war lustig, ein „Punk“ spielte (übrigens sehr gut) auf einem Schifferklavier, was bei vielen Leuten auf Unverständnis stiess. Es liefen so ca. 300-350 Teilnehmer mit.

Der Lauf ging dem Flüsschen „de IJzer“ entlang vom Start bis zum Ziel in Yper. Der Lauf selber, „In Flandern Fields“ genannt ist eine Erinnerung an das Leiden im ersten Weltkrieg. In diesem Zusammenhang ist Yper leider sehr bekannt weil hier das erste Mal in der Kriegsgeschichte systematisch Giftgas eingesetzt wurde. Für mich eindrucksvoll war die Geschichte, dass jedes Jahr für jeden Gefallenen eine „Klaproos“ (Klapfmond, eng. Poppy) wächst. Auf Bildern sieht man, dass es in dieser Gegend verdammt viel Klapfmond gibt. 

Das berühmte Gedicht "In Flandern Fields" ist unter der Blumen-Link oben zu finden!

Markante Punkte in der Landschaft ist der „IJzertoren“ (Eisenturm), ein Kriegs-Monument primär für die Flämen, die in der besagten Zeit zusätzlich unter der walonischen (französisch sprechende) Minorität gelitten haben.

Der Parcours ist flach (geht ja am Fluss entlang). Die Versorgung ist ausgezeichnet. Die gerade Strecke hat zur Folge, das es zum Laufen etwas langweilig ist. Am Morgen war es – wie bereits gesagt – neblig, später wurde es ziemlich warm. Unterwegs begegne ich noch einem Engländer die so ca. 250 Marathons gelaufen hat. Er war mit ein Paar Gleichgesinnten in der Nacht aus England gekommen und hatte vor am Abend wieder zurück zu kehren. Zu meiner Überraschung sagte er, dass es vorne im Lauf Einen gab der bereits über 500 Marathons gesammelt hatte. Was es nicht alles gibt.

An diesem Lauf habe ich das erste Mal gesehen, dass viele Läufer auf dem Velo begleitet wurden, etwas was in Belgien offensichtlich üblich ist. Teilweise lustig! Ein magerer Läufer wird von einer meistens nicht so mageren Dame auf einem Fahrrad begleitet. Die Dame bleibt stur neben dem Läufer (ich bin hier und ich bleibe hier es ist MEIN Mann) sodass man gezwungen ist das ganze Gespann zu überholen.

Nach dem Zieleinlauf gab es – da es für Vegetarier doch nichts vernünftiges zu essen gab - ein schönes Bier. Anschließend habe ich mich beim Auto umgezogen und wir sind im gemütlichen Tempo zurück nach Basel gefahren.

Das ganze war wirklich eine schöne Erfahrung!

 
 
 
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