Florenz  26. November 2000

Mein erster Marathon in Italien!

Angereist sind wir mit dem Nachtzug, der erste echte Espresso am Morgen früh
ist wunderbar. Dann das Hotel bezogen. Zum Glück haben wir das Zimmer über
das Reisebüro der Bahn reserviert. Eine Individual-Buchung wäre geradezu unbezahlbar! 350 Fr. für ein durchschnittliches Doppelzimmer und man muss noch froh sein, dass man überhaupt eine Bleibe hat. Dann ein Stadtrundgang. Die Altstadt ist fantastisch. Den jungen Mann auf der Piazza d’ella Signoria (David von Michelangelo) gefiel Karola sehr.

Dann die Startutensilien holen. Dies ist in eine Sportanlage fast am Rand der Stadt, eine Ewigkeit mit dem Bus. Dort fängt Italien dann wirklich an: die Tische für die Abgabe des Startmaterials sind so lang wie die Sporthalle. Leider bekommt man diese nur gegen Vorweisung eines Abholscheins. Der „Problem-Desk“, kaum zwei Meter lang, ist Treffpunkt für alle Ausländer. Dies da man es nicht geschafft hat die Abholscheine ins Ausland zu verschicken. Hinter diesem Desk in wechselnder Besetzung 10 Leute. Nach einigem hin und her und unter Vorweisung einer Kopie des Euroschecks bekomme ich dann den Abholschein und darauffolgend das Startmaterial. Bella Italia! Speziell ist das Vorhaben, dass die Teilnehmer Handy-Nummer oder E-Mail-Adresse angeben können. Es gäbe einen Versuch heißt es, dass das Laufresultat noch am gleichen Tag automatisch übermittelt wird!  Das Startmaterial beinhaltet einen schönen Asics-Sweater und eine Demo-Portion Teigwaren. Weiter wichtig ist einen Chip, diesmal kein Championchip. Es gibt eine kleine Verkaufsausstellung im Sportzentrum.

Den Rest des Tages haben wir mit einem weiteren Stadtrundgang und einen Besuch eines der vielen kleinen Restaurants verbracht. Das Essen ist fantastisch, sogar ein Voll-Vegetarier kommt auf seinen Kosten.

Am andern Morgen: den Start. Ca. 7'000 Teilnehmer (2'500 Ausländer). Ich habe noch nie so viele Italiener ohne Auto gesehen! Die meisten haben sich für den Halbmarathon angemeldet. Unaufhörliches Gequatsche, leider nur auf Italienisch, das heisst ab und zu französisch: „Bienvenue aux marathon international de Florence, bonjour, bonjour bonjour“ (das war es dann wieder mit dem Ausländisch). Mit einem wenig spektakulären Start, den die wenigsten Läufer so richtig mitbekamen, ging es dann los!!

Der Parcours ist sehr flach und vorgesehen sind eine Anzahl unregelmäßiger Runden (nach 5 Km die Tafel 35 Km). Ein fast ständiger Begleiter ist der Arno, ein schöner breiter Fluss. Ab und zu leichter Regen. Die Durchgänge durch die Stadt (u.A. am Dom vorbei) sind Wunderbar. Ein Teil der Strecke geht durch ein Waldstück mit einer Reitschule. Die Versorgung ist erstklassig: Wasser, The und isotonische Getränke alle 5 Km., regelmäßig Bananen und Zitronen-Schnitze. Für mich lästig sind die alten, teilweise ausgehölten Pflastersteine in der Altstadt. Für mich positiv ist es, dass ich die ganze Strecke gelaufen bin, ohne gehen.

Nach halbem Weg kommen uns Veteranen, die Elite entgegen. Fantastische Läufer die – wie üblich – den Lauf in weniger als der Hälfte von meiner Zeit absolvieren werden. Es gibt nicht all zu viele Zuschauer. Unterwegs werden wir eher mit Unverständnis betrachtet, Italien ist halt kein Läuferland.

Der Finish ist eher unspektakulär, nur den Zuschauern wird etwas geboten, zwei Kommentatoren die um die Wette alberten. Auf den letzten zwei Kilometern, inkl. der Überquerung einer der Wahrzeichen von Florenz – die Ponte Vecchio (alte Brücke) laufe ich zusammen mit einem Oestereicher, einem lustigen Typ. Zusammen animieren wir die Zuschauer bis am Finish. Chip abgeben und Medallie in Empfang nehmen. Umkleiden mache ich am Rand des Ankunftsgeländes. Anschließend ein schönes Essen!

Die Zeit bis zur Rückfahrt wieder einen Stadtrundgang. Dann zum Wartesaal im Bahnhof mit einem schönen Buch und ein Glas Wein. Der Nachtzug bringt uns wieder nach Basel. Mehr oder weniger ausgeruht aber zufrieden wieder an die Arbeit. Zusammengefasst: chaotisch aber schön der Marathon-Event in Italien!!

Uebrigens: Mein Handy und Email haben mir das Laufresultat nicht gemeldet, ist wahrscheinlich auch an die Grenze hängen geblieben, genauso wie der Abholungsschein, der am 28. Dezember in unserem Briefkasten war!

 
 
 
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